Nach rund 6h Flug landeten wir pünktlich in Anchorage, und für die nächsten 5-6 Monate hieß es für uns vorerst ein letztes Mal: Hoffen das die Fahrräder heile beim Übergepäck am Flughafen ausgespuckt werden. Das Fliegen mit Fahrrädern war bisher erstaunlich einfach und auch überhaupt nicht teuer, in Honolulu (Hawaii) hat uns Alaska Airlines nicht mal Übergepäck oder Sperrgepäck berechnet. Trotzdem reicht uns die Fliegerei jetzt erst mal, diese Enge mit schlechter Luft und zu vielen Menschen auf einem Haufen ist nicht so unser Ding. Aber nicht nur deswegen hieß die nächste Etappe Alaska. Ein Kontrastprogramm zu Australien und Hawaii, in vielerlei Hinsicht – da waren wir uns sicher.
Der größte Kontrast bei Ankunft war gleich am Anfang die Temperatur; seit Monaten hatten wir uns immer zwischen 25 und fast 40 Grad und Sonne satt aufgehalten. Da fröstelte es uns direkt bei der Ankunft in Anchorage bei 20 Grad und paar Wolken. Über Warmshowers hatten wir Kontakt zu Chris aufgenommen, der uns vor seiner Arbeit direkt vom Flughafen abholte – was will man mehr nach einem Nachtflug. Wir blieben ganze drei Nächte bei Chris, zum einen weil Chris sehr sympathisch war und wir einige echt unterhaltsame Abende hatten. Einen Abend wurden wir zu einem Veggi-Party/Essen mitgenommen, wo natürlich prompt andere Tourenradler von der Partie waren. Wir genossen das große Haus von Chris, ein eigenes Bett und die Küche wo Chris uns einen Abend mit super leckerem Hailbut verköstigte. Auch Chris überschüttete uns mit Freundlichkeit und Vertrauen – am letzten Abend verließ er für eine Woche Anchorage und wir durften trotzdem in seinem Haus bleiben. Sollten halt die Türe zu machen und so, easy living! Dann gab es noch die „Endlosbaustelle“ SRAM Nabe von Stephans Hinterrad zu lösen. Wir hatten, wie in Melbourne versprochen, in Darwin endgeldlos eine neue Nabe abholen können – leider checkten wir erst in Hawaii, dass dies blöderweise die falsche Version war. Nämlich die für Felgenbremsen, wir haben aber Bremsscheiben! In Hawaii war die Zeit zu kurz für eine Bestellung, aber in Anchorage bestellten wir via Email eine Neue. Im Fahrradladen ertappten wir den Angestellten beim Nichtstun, er hatte vergessen die Naben zu bestellen. Am übernächsten Tag wurde die Nabe aber geliefert und in eine neue Felge eingespeicht. Paar 100 Dollar ärmer dafür aber endlich die für Alaska zwingend erforderlichen, gut übersetzten, 24 Gängen. Mit den 8 Gängen und großer Übersetzung wären Nordamerikas Berge extrem hart bis oft untretbar geworden. Über 7000 km mit 8 Gängen reichen dann auch …
Von Anchorage fuhren wir, den von Chris empfohlenen, genialen Fahrradweg aus der Stadt Anchorage heraus. Nicht ohne davor ein Bärenspray (sehr scharfes Pfefferspray) gekauft zu haben, und Chris´ seine Erfahrungen und Ratschläge eingeprägt zu haben. Das Bärenspray ist wohl mehr eine Beruhigung für uns selbst, denn wir haben keine Ahnung wie man reagiert, wenn ein schlecht gelaunter Grizzlybär so nah vor einem steht, dass das Spray überhaupt Sinn macht – und das ist weniger als 10 Meter, bei Rückenwind. Mehr als vor Bären sollten wir uns aber vor einem Moose (große Elchart von Nordamerika) in Acht nehmen, und noch viel mehr wenn sie ein Junges dabei haben. Diese können wohl sehr aggressiv werden, wenn es sich – und den Nachwuchs – in Bedrängnis sieht. Ein Angriff ist wegen dem Gewicht, den großen Hufen und starkem Gebiss schon einige Mal tödlich verlaufen. In Alaska gibt es angeblich auch mehr Angriffe auf Menschen von einen Moose als von Bären. Beruhigend klang das für uns erstmal alles nicht: Aber nach Australien, wo wir die Angst vor der Tierwelt – bei respektvollem Verhalten – als vollkommen übertrieben halten, sehen wir das nun in Alaska ähnlich. Es ist und bleibt aber trotzdem für Menschen aus Deutschland fremd, nicht an der Spitze der Nahrungskette zu stehen.
Der erste Fahrtag in Alaska führte uns nicht nur auf Fahrradwegen, im Einzugsgebiet der größten Stadt Alaskas in Richtung Norden mussten wir rund 25km auf einem 3-spurigen Highway fahren. Verkehr wie auf der A8, ätzend! Aber man hat hier keine Wahl und wir fragten uns, woher die vielen Autos kommen. In Alaska leben nur rund 750.000 Menschen, fast die Hälfte aber in und um Anchorage herum.
Der Verkehr wurde aber schon am zweiten Tag deutlich ruhiger, auf unserer rund 600 km langen Route nach Fairbanks (zweitgrößte Stadt Alaska mit keinen 40.000 Einwohnern) kommt dazwischen auch nicht viel, paar Minisiedlungen, dafür aber umso mehr die größte Touristenattraktion des Landes: Die Alaskakette mit dem höchsten Berg Nordamerikas, der 6193 m hohe Mt. McKinley oder Denali genannt. Die Straße führt an der Südseite des gewaltigen Massivs vorbei, nur kurz konnten wir die Berge sehen, die großen Gletschern leider gar nicht: Grau in allen Varianten hieß die Aussicht für zwei Tage. Nach nur 30 km im Dauerregen und saukalten 9 Grad kapitulierten wir beim nächsten Rastplatz. Unter dem kleinen Dach einer Infotafel verbrachten wir den Tag. Wir fanden dies recht belustigend auch weil es so fremd für uns war, wegen Wetter und vor allem Regen sich unterstellen zu müssen. Und endlich hatte es sich auch gelohnt Klamotten (wie Regenhose, Daunenjacke, wasserdichte Socken) über 8700 km ungetragen mitgenommen zu haben. Auf dem Rastplatz versuchten wir, Best Practise gegen Bären, alles was interessant riecht (Essen, Zahnpasta, Sonnencreme, Kocher etc.) in die Bäume zu hängen. Nach paar Minuten gaben wir wegen Aussichtlosigkeit bei den kleinen Bäumen auf, hier einen geeigneten Ast zu finden, da ein Grizzly auf den Hinterbeinen stehend 2-3 m groß ist. Wir schliefen trotzdem gut im warmen, trockenen und immer hellen Zelt. In der Ecke von Alaska wird es in den Sommermonaten nie wirklich dunkel, zwischen Sonnenuntergang und Aufgang liegen nur 3 Stunden. Und auch wenn die Sonne untergegangen ist, ist es heller, als an einem trüben Novembertag in Deutschland.
Die Landschaft ist bisher geprägt von viel Wald, meist Birke oder Nadelholz und Blumenwiesen. Am Auffälligsten ist aber die allgegenwärtige Fireweed-Pflanze (Schmalblättriges Weidenröschen
) bzw. dessen lila/pinken Blüten. Wieder mal fiel uns auf, wie wenig in Australien dann doch am Straßenrand wächst. In Trapper Creek wollten wir eigentlich mal wieder eine warme Dusche auf dem Campingplatz aufsuchen. Die Rezeption in der Tankstelle wollte dafür aber 25 Dollar für einen Stellplatz eines Zeltes. Dankend lehnten wir ab und im gleichen Moment rief uns ein vollbärtiger Typ, vor seinem Laptop sitzend, zu, ob wir die Fahrradfahrer sind. Er wohne paar Meilen im Busch und hätte Platz in einem Wohnwagen – wenn wir wollen. Natürlich sagten wir ja, und so lernten wir Morgan und Margret kennen – ein junges Aussiedler-Pärchen. Über 10 Kilometer fuhren wir mit dem Pickup vom Highway weg, bis die grobe Schotterpiste fast aufhörte – und da lag dann das Domizil der Beiden. Ein ausgebauter kleiner Bauwagen mit Kochecke, großem Gemüsebeet davor, drei Hunden und einige Pferden und Bächlein (sonst kein fließend Wasser oder gar Strom) dahinter. Im Laufe des Abends erzählten sie uns, dass sie das hier bald aufgeben werden, weil sie ein Stück Land gekauft hatten und dort eine Holzhütte selbst errichtet haben, wo sie nun bald leben werden. Diese Hütte liegt im einsamsten Hinterland Alaska, ohne Weg- oder gar Straßenanbindung, über 300 km von jeder Zivilisation weg und nur mit dem Flugzeug (Landung auf nahegelegen See) zu erreichen. Die uns gezeigten Bilder sprachen Bände und das Gefühl „Into the Wild“ kam hier so richtig beeindruckend rüber – vor allem deutlich cleverer als im gleichnamigen Film. Wir lernten ein überaus freundliches, intelligentes und vor allem vor Glück strahlendes Pärchen kennen – sehr spannend, aber diese Art des Lebens scheint uns eine Nummer zu hart und einsam.
Am Eingang zum Denali National Park steht ein ganzes Dorf für Touristen, was uns bisschen an Yulara am Uluru erinnerte und für immerhin einen positiven Nebeneffekt sorgte: Es gibt einen kleinen gut sortierten Supermarkt. Ansonsten empfanden wir dieses mit Hotels und Apartments übersätes Dorf hässlich, auch weil irgendwie unpassend in dieser eigentlichen Einsamkeit. Der Campingplatz im Dorf kostet 25 Dollar für einen 2x2m großen Schotterplatz, Dusche kostet paar Dollar extra. Danke nein, da bot der staatliche Campingplatz am Denali Eingang für die Hälfte mehr. Dort trafen wir Mirco aus Deutschland, ein Unternehmensberater der gekündigt hatte, nun lieber das Leben mit dem Fahrrad genießt, und zwar in der Form, dass er ein Jahr lang von Alaska nach Panama fährt. Guter Plan! Der Abend endete unterhaltsam und sympathisch bei einer Flasche Rotwein.
Der Denali Nationalpark ist für öffentlichen Verkehr gesperrt, nur Busse pendeln zwischen dem Eingang und dem Park- bzw. Straßenende, sprich Sackgasse. Mehr als zwei Drittel der rund 140 km sind Schotter bzw. Kies, was uns eher weniger imponierte, eher waren es die 2500 Höhenmeter die uns schlucken ließen. Zudem ist im Park campen nur auf den ausgewiesenen Plätzen erlaubt, daher konnte die Strecke nicht schön halbiert werden. Bis zum vorletzten Camp namens Igloo Creek waren es nur 58 km, dafür waren wir dank der fast 1000 Höhenmeter gut bedient. Dafür war die Fahrt sehr schön, tolles Bergpanorama, weite Flusstäler und bis auf die Busse auch Einsamkeit pur. Ein herrlicher Platz mit Bärenklappe (große verschließbare Metalbox, wo alles rein muss/soll, was Bären interessant finden könnten) und kleinem Bächlein bot sich uns am Igloo Creek. Wir sprangen noch schnell in den eiskalten Bach rein, um den Staub und Schweiß los zu werden.
Der nächste Tag wurde unser Highlight-Tag in Alaska. Die Fahrt zum Wonderlake und dessen Camp war einfach der Hammer. Durch starke Winde hatten wir Föhnwolken und später auch düstere Stimmungen – und dies alles in phantastischen Bergpanorama. Überdimensionale Schotterfelder von ehemaligen Gletschermoränen, vergletscherte Berge, tiefe Täler und ließen uns oft anhalten – und staunen. Immer weiter fuhren wir in die Berge rein, oft mit Sicht auf den höchsten Berg Nordamerikas Denali. Der Berg wirkt unglaublich mächtig, mit seinen 6193 m für uns auch der höchste Berg, den wir bisher gesehen haben. Die Parkstraße, die meist super Kies ist und nur selten weich oder schottrig, hatte es aber auch in sich: Über 88 km und fast 1500 Höhenmeter windet sie sich in die Berge rein, wir hatten auf Teilstücken auch einen fetzen Gegenwind, viele lange Steigungen mit immer danach folgenden Abfahrten zum Entspannen forderten uns ordentlich. Gegend Abend brach der Föhn dann zusammen und die Wolken wurden rasant dunkler. In fast schon bedrohlicher Stimmung fuhren wir die letzten 30 Kilometer in die Ebene zum See hinaus. Speziell ist hier die Geologie: Die Alaska Range mit den hohen Bergen bricht beim Mt. McKinley Richtung Norden ab, die folgenden Hügel sind nur noch paar 100 Meter hoch. Daher liegt der Wonderlake auch gefühlt fast am Bergfuß, obwohl es von dort noch 43 km bis zum Gipfel sind. Einmalig und wir waren super happy, dass wir dies mit dem Fahrrad bei gutem Wetter erleben konnten. Am nächsten Tag nahmen wir einen der Pendelbusse raus aus dem Park, was sich wegen der gleichen Strecke zurück, den Höhenmetern und auch dem Regen sehr anbot.
Bis nach Fairbanks gab es dann weniger Abwechslung, bis auf einen netten und sehr billigen Campingplatz in Nenana gab es nichts Intersanntes, ein paar Transittage eben. Auch weil die Feuer in der Gegend öfters mal den Himmel verdunkelten, es roch dann wie ein mit Wasser gelöschtes Lagerfeuer. Nicht so lecker. Vor Fairbanks gab es nochmals einige Hügel zu befahren bis wir bei Portia unterkamen, wiederrum ein Warmshowers-Kontakt. Hier warteten auch einige lang ersehnte Päckchen für uns, die Ersatzteil-Beschaffung ist manchmal komplizierter als man denkt. Ein Päckchen war geschlagene 8 Wochen von Deutschland über Darwin (Australien) und nun Fairbanks (Alaska) unterwegs. Portia lebt in einer Art Wohngemeinschaft, nur dass jeder seine eigene Holzhütte hat und das Gemeinschaftsleben und Dusche in einem separaten Haus angesiedelt ist – im Winter in Alaska aber nur was für die Harten, auch weil es nur ein Toilettenhäuschen gibt, draußen! Bei den dann hier nur zwei Stunden Sonnenlicht (wenn überhaupt) pro Tag und Durchschnittstemperaturen von unter Minus 20 Grad kein für uns lebenswerter Raum, da machen es die Tiere mit Winterschlaf deutlich cleverer.
Von Fairbanks ging es viele Kilometer entlang von Militärbasen und einem Flughafen mit startbereiten Kampfjets und Transportmaschinen. Diese Ecke der Welt war im zweiten Weltkrieg und auch im kalten Krieg von großer Bedeutung, heute profitiert man von den damals angelegten Straßen und der guten Infrastruktur – immerhin etwas Positives. Einige 100 Kilometer später, mit eher weniger spannender Szenerie, erreichten wir das kleine Dörfchen Tok. Die letzte Einkaufsmöglichkeit für einige Tage, da wir den „Top of the World Highway“ ansteuerten. Eine zum großen Teil geschotterte Piste über bzw. entlang der Berge und Hügel, mit viel Geschichte der Goldgräber Anfang des 19. Jahrhunderts. Bis zu ersten und soweit letzten bewohnten Siedlung in den USA namens „Chicken“ auf dieser Strecke kletterten wir fast 2000 Höhenmeter hinauf, und dies auf nur 130 km. In dem Flecken steht noch eine alte Dredge, ein haushohes Maschinen-Monstrum, womit früher ganze Flüsse durchwühlt wurden – um den einzigen Reichtum hier zu finden: Gold! Und das bis heute, bei der Goldpreis-Entwicklung der letzten Jahre offensichtlich nicht ganz unlukrativ. Auf der Strecke von Chicken Richtung Grenze passierten wir einige Goldgräber der Neuzeit, eher im kleinen Stil aber natürlich trotzdem mit Maschinen – was für uns zu einem kleinen Problem wurde. Die Piste folgte den kleinen Flüssen und durch die Arbeiten wurde das Wasser soweit verunreinigt, dass es öfters Blasen wurf und etwas schäumte. Was auch immer dort reingelangte, gesund saß das nicht aus. Wir hatten darauf gesetzt aus den Bächen frisches Trinkwasser schöpfen zu können, und bei so einer Verunreinigung hätte auch unser Wasserfilter wohl nicht mehr viel retten können. Sehr erschöpft erreichten wir nach abermals gnadenlosen Höhenmetern den ganzen Tag die letzte Siedlung „Boundary“, eine alte und teilweise verfallene Goldgräber-Stätte mit paar Hütten die schon bessere Zeiten gesehen hatte – heute ohne ständigen Einwohner. Als wir spätnachmittags ankamen sahen wir mit großer Freude ein in Holz gemeißelten Schriftzug „RV Park – Coffee and Water“. Bingo, Wasserproblem war damit erledigt. Campingplatz war übertrieben, keine Menschenseele war zu sehen, aber dafür stand in einer der Hütten ein Wasserkanister. Der Wind wehte plötzlich etwas Musik herüber und hinter ein paar Bäumen stand ein Wohnwagen. Davor saß ein jüngerer Typ mit großen Hund, wir fragten höflich ob wir hier campen dürfen. Nachdem das Zelt stand fing es an vollends zuzuziehen, Regen war nicht mehr weit – der Typ kam zu uns, und meinte, dass wir in der Museums-Hütte kochen und schlafen können. Und in der Tat: In der urigen Holzhütte waren noch viele Utensilien von damals, also gute 100 Jahre alt. Definitiv einer unserer urigsten Plätze sich was zu kochen – und trocken noch dazu. Am nächsten Tag bot der Kerl, natürlich auch ein Goldgräber, uns einen Kaffee an und gab seinen Hass auf Kanadier preis. Vielleicht wird man etwas matschig im Kopf, wenn man zu viel nach Gold schürft? Er gab uns aber noch einen Goldwerten Tipp: Auf den nächsten 180 km gibt es kein Wasser, und es wird weiterhin sehr hügelig/bergig bleiben. Eine kleine Quelle nannte er uns noch auf dem Weg zur Grenze. Wir tankten dort 10 Liter Wasser auf, die es dann über 1600 Höhenmeter zu transportieren galt. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass wir in Alaska fast so eine Wasserknappheit wie in Australien bekommen – im Gegensatz aber ist Australien flach, und die Steigungen auf dem Schotter des Top of the World Highways sind oft gnadenlos (bis 10 %). Auf der Strecke wären zwar mehr als genug Touristen mit ihren Fahrzeugen unterwegs gewesen, um so an Wasser zu kommen, aber wir wollten weiterhin unseren eingeschlagenen Weg ohne fremde Hilfe schaffen – auch wenn 10 Liter 10 kg wiegen. Die Grenze nach Kanada ist die Nördlichste von Nordamerika und liegt auf fast 1300 m im Nichts. Die nächste ernstzunehmende Ortschaft ist über 100 km Schotter entfernt. Der Grenzbeamte warf uns einen etwas bemitleidenden Blick zu, vermutlich weil er wusste, dass die letzten Kilometer zur Grenze 400 steile Höhenmeter für uns bedeutet hatten. Danach gab es die üblichen Fragen (wo wollen wir hin, was haben wir zu Hause gearbeitet, wann gehen wir zurück nach Deutschland) die wir mit mehr oder weniger Ehrlichkeit brav beantworteten. Wir wissen ja selbst noch nicht, wann wir zurück nach Deutschland gehen – wie sollen wir den dann bitte ein Datum zu Protokoll geben. Nach wenigen Minuten hatten wir aber unseren vierten Stempel dieser Reise im Reisepass: 6 Monate Kanada, die wir aber sicher nicht ausreizen werden.
Die Straße bot öfters tolle Aussichten und offenbarte die großen Weiten Alaskas, sehr wellige und endlose Hügelketten bis zum Horizont mit keinem Anzeichen von menschlichem Dasein – herrlich, so mögen wir das. Die Ruhe wurde nur häufig von dahin bretternden Touristen gestört, die meist nur wenig Rücksichtsvoll waren – vielleicht müsste man sie auch mal an eine Schotterpiste stellen, und mit 100 Sachen vorbei donnern, Steinschlag inklusive.
Am letzten Abend auf dem Schotter-Highway schlugen wir unser Zelt auf über 1100m auf, mit leider etwas zu vielen Wolken und recht frischen Wind, um es gemütlich genießen zu können. Fix und fertig fielen wir ins Bett, nachdem wir unseren gewohnten Berg Nudeln verschlungen hatten. Am nächsten Tag wartete ein 14 km lange Abfahrt nach Dawson City auf uns, wohl verdient nach rund 5000 Höhenmetern auf den letzten 300 km. Dawson ist die zweitgrößte Stadt im Bundesstaat Yukon mit gerade mal 2000 Einwohnern, dafür aber mit großen Goldgräber-Scharm: Die Straßen sind nicht geteert, viele Originalhäuser vom Goldrausch sind restauriert worden, der große und breite Fluss Yukon und Salons wie aus Westernfilmen runden den Eindruck ab. Von hier aus wollen wir zur Hauptstadt Yukons, Whitehorse, mit immerhin fast 30.000 Einwohnern und bis dahin wohl wieder viel Hügel, Wald, Einsamkeit und Tiere – wir sehnen uns weiterhin nicht nach Kontakt zu Bären oder durchdrehendes Mooses.
Aber zuerst feiern wir noch etwas in Dawson: Wir haben kurz vor der Stadt unsere 10.000 Kilometer mit in Summe 70.000 Höhenmeter der Reise erreicht, YEAH!
Spannender Bericht! Speziell, wenn man einen Teil davon auch schon erlebt hat :-). Wünsche euch weiterhin gute Fahrt und hoffentlich auch ein paar rücksichtsvolle Autofahrer.
Liebe Grüsse, Stefan
Hallo Daniela und Stephan,
habe euch in Nenana in Alaska auf dem Campingplatz getroffen und verfolge mit Interesse euren Blog.
Es war ein schöner Abend mit Euch und der Flasche Wein und ich wünsche Euch weiterhin alles Gute auf Eurer Reise.
Gruß Norbert aus Good-Old- Germany