Ab Kanadas Dawson ging es für uns über den Klondike Highway Richtung Süden und der Hauptstadt Yukons (Whitehorse) viele 100km in ziemlich einsamer Gegend. Wald, Wald und nochmals Wald war oft das einzige Panorama. Aber nicht ein Wald wie wir ihn aus Mitteleuropa kennen, sondern meist auf Permafrost wachsende Tundratannen. Eher mickrig und irgendwie für uns oft trostlos war unser Eindruck dieser Gegend, wo nur sehr wenige Menschen leben – kein Wunder bei dem Klima, d.h. monatelangen Dauerfrost mit lebensfeindlicher Eiseskälte. Das Wildnisgefühl kam für uns in Kanada nie so ganz auf, vielleicht sind wir aber auch durch Australien zu stark geprägt worden. In der Wüste sieht man weit, in einem in einer Waldschneise verlaufenden Highway eben nur die grün-schwarze Wand. Die Highlights auf den ersten 700 km in Kanada waren für uns immer mit Wasser verbunden, egal ob See oder Fluss. Wir duschten eine Woche nicht, auch mangels Alternativen, hüpften dafür aber jeden Tag in (eis-) kalte Gewässer. Hier unterscheiden wir uns von vielen getroffenen Tourenradlern ziemlich; nach spätestens 3 Fahrtagen haben wir bisher immer Wasser zum Duschen gehabt – egal wo! Am Gravel Lake konnten wir einer Biberfamilie zuschauen, wie sie über viele Meter durch den See schwamm, um auf dem Rückweg mit Ästen zwischen den Zähnen zurück zu kehren, um ihren Bau zu erweiterten. Ansonsten scheinen sich, außer den Rothörnchen, alle Tiere vor uns zu verstecken! Alle anderen Radfahrern, die wir in Alaska und Kanada getroffen haben, sind schon Bären über den Weg gelaufen – uns kein Einziger, nicht einmal Spuren haben wir gesehen. Unsere Vorsichtsmaßnahmen wurden auch von Tag zu Tag nachlässiger: Essenstaschen nur paar Meter vom Zelt weg ließ uns auch gut schlafen.
Je einsamer die Gegenden desto Besonderer sind die dort lebenden Menschen – so häufig unsere Erfahrung. In Stewart Crossing, einer von vorwiegend First Nation Leuten (so werden in Kanada derzeit die „Ureinwohner“ politisch korrekt genannt) bewohnten Siedlung, suchten wir müde nach einem Schlafplatz. Ein altes und heruntergekommenes Schild „RV Park closed“ ließ schon mal bessere Zeiten vermuten, wir fuhren trotzdem hin und trafen den Besitzer einer tollen (von außen) Holz-Blockhütte. Früher Restaurant mit Biergarten und Campingplatz, heute zerfällt alles – auch dank des undankbaren Klimas und deshalb ausbleibenden Gästen. Der raue Typ bot uns aber sofort freundlich an, dass wir auf dem ehemaligen Campingplatz schlafen können, Wasser durften wir aus seinem Haus holen. Innen eine Messi-Haushalt mit Industrieküche aus der besseren Zeit und ein Kerl, der – als er nach unsere Herkunft fragte – Deutschland und Japan unter schallendem Gelächter als Kriegstreiber bezeichnete. Hier scheint wirklich die Zeit oft jahrelang zu stehen, aber solange dann sicher auch nicht. Für einen Schlafplatz mit gutem Trinkwasser lächeln wir halt auch so manche Dumm- und Dumpfheit weg.
Manchmal konnte man den großen Strom Yukon sehen, oft aber als eine graue Brühe weil viel Sand mitgeschwemmt wird. Das Wetter war auch bei uns öfters grau, auch wegen weiterhin schwellenden Waldbränden. Dies befeuerte zugleich auch die Diskussionen unter uns, welchen Weg wir weiter gen Süden einschlagen sollen. Weiter auf der Straße und dem einsamen Cassier Highway gen Süden, oder gleich nach Skagway und via Fähre die (Wald-) Monotonie abkürzen. Erst mal stand aber noch die Stadt Whitehorse auf dem Programm, für uns ein paar Tage Erholung und auftanken. Hier trafen wir das Biketrio (www.biketrio.jimdo.com) in Form von Barbara, Toni und dem fast 3-jährigen Curdin – auf ihrem Weg von Alaska nach Südamerika mit dem Fahrrad. Lustiger weise hatten wir die auch schon vor paar Wochen im Denali Nationalpark gesehen. Die Sympathie war sofort vorhanden und wir hofften auch baldiges Wiedersehen, was die Entscheidung bzgl. welcher Route gen Süden nicht einfacher machte. Wir konnten uns nicht in Whitehorse einigen, und so ließen wir es darauf ankommen. Was bisher immer der beste Plan war, nämlich keinen Plan zu haben und den Zufall entscheiden zu lassen. Gute 80 km nach Whitehorse war die letzte Abzweigung Richtung Pazifikküste und dem Hafen von Skagway. Nur wenige Kilometer vor der Abzweigung verdunkelte sich der Himmel mehr als bisher, es war klar: Da kommt jetzt mehr als nur die üblichen kurzen Schauer. Ein ordentliches Gewitter tobte sich genau über uns aus, und für uns bot keinerlei Unterstellmöglichkeit im Schneisen-Wald-Highway. Die Temperatur sank unter 10 Grad, erst Hagel und dann Starkregen mit viel Wind zeigte uns, wer Chef im Ring ist. Wir auf unseren Fahrrädern bzgl. der Naturgewalt sicher nicht. Nach einer ¼ Stunde kam aber glücklicherweise die Abzweigung mit Tankstelle und sogar kleinem Restaurant. Auf so ein Wetter im Gebirge des einsamen Cassier Highways haben wir keine Lust – darüber waren wir uns einig nach einem kompletten Klamotten-Tausch und heißen Tee. Am nächsten staatlichen Campground nutzen wir mal wieder die perfekt ausgestatteten und günstigen Übernachtungsplätze im Yukon. In einer offenen Unterstellhütte stand wie immer der große Ofen und daneben viel trockenes Holz. Auch ohne Kleinholz, dafür aber mit etwas Benzin, war der Ofen schnell auf Höchstleistung getrieben, wärmte und trocknete uns und unsere durchnässten Klamotten. Am nächsten Tag fuhren wir also Richtung Meer, wo als letzte Station das kleine Örtchen Carcross unser Ziel war, wo wir mit großer Freude das Biketrio wieder trafen. Der Folgetag war dann die Krönung des bisherigen Kanadas: Oft fuhren wir zusammen den langen Tag mit super Wetter, tollem Bergpanorama bis auf den Whitepass hinauf. Natürlich nicht ohne davor noch in den obligatorischen klaren Bergsee gehüpft zu sein. Vom Whitepass folgte eine 25 km (!) lange Abfahrt von über 1000 m runter ans Meer. Rund fünf Kilometer davon waren steil genug, dass wir mit unseren Liegerädern minutenlang mit über 65 km/h runterbrettern konnten. Geflasht bremsten wir am US-Grenzposten ab, da Skagway wieder in den USA liegt. In Skagway nutzen wir einen Tag vor der Abfahrt um uns für die über 2 Tage dauernde Fährfahrt einzudecken, und das Städtchen anzuschauen. Um es kurz zu machen: Sowas hässlich touristisches ist uns bisher noch nicht untergekommen. Jeden Tag legen hier in den Sommermonaten mehrere (!) riesige Kreuzfahrtschiffe an, spülen täglich über 10.000 zahlungswillige, auf Kitsch und Müll stehende Touristen für paar Stunden an Land. Uns kam das sehr befremdlich vor, sobald die fetten Scharren zum Abendessen auf die Schiffe zurückgingen (bzw. gefahren wurden), legte es in der Kleinstadt den Schalter um, und es wurde sehr ruhig, fast gespenstisch.
Der Alaska Marina Highway ist eine paar 1000 km lange Fährverbindung entlang der Küste Alaskas, und fährt auch durch die bekannte Inside Passage, eine der letzten noch wenig bis gar nicht vom Menschen beeinflusste Gegend. Was natürlich nicht von ungefähr kommt: Sehr regenreiche und steile Berghänge, Gletscher und kaltes Klima zog und zieht nicht viele Menschen an sich hier niederzulassen. Die Fahrt war oft von viel Feuchtigkeit geprägt, was aber durchaus zu tollen Stimmungen führte. Wir blieben schön im Trockenen auf unserem Freiluft-Schlafplatz unter einem überdachten Platz, mit Liegestühlen auf dem hinteren Deck des Schiffes. Hier machten wir es uns für rund zwei Tage gemütlich, ein ziemlich außergewöhnlicher und auch ruhiger Schlafplatz, da das Meer durch die vielen Inseln eher einem See als einem Meer bzgl. Wellengang ähnelt.
In Prince Rupert stiegen wir alle aus der Fähre aus, um gleich wieder in Kanada einzureisen. Für das Biketrio ging es von hier weiter mit dem Fahrrad ins Inland, wir nahmen eine weitere Fähre nach Vancouver Island. Unsere Wege sollen sich wieder treffen, da sind wir uns einig! Unsere nächste Fährfahrt toppte die vorherige Fahrt bei Weitem: Meist ging es bei Sonnenschein an einsamsten Küstengegenden entlang, wiederholt ließen sich Wale, Orcas und Delfine beim Luftholen beobachten. Nach weiteren vielen Stunden auf See liefen wir in Port Hardy um kurz vor Mitternacht ein – bei Dunkelheit! Fast schon komisch kam es für uns vor, dass es so dunkel sein kann. Ungewohnt nach den Wochen so weit im Norden. Für uns dann auch das erste Mal, dass wir nachts einen Schlafplatz suchen mussten. Muss man jetzt nicht jeden Abend machen, ging aber auch gut.
Auf Vancouver Island ging es wieder schön hügelig weiter, aber nicht lange und wir trafen einen französischen Tourenradler, der auf eine nahe und kleine Insel für paar Tage wollte. Wir ließen uns von der Idee anstecken und fuhren am ersten Fahrtag gleich wieder Fähre nach Malcom Island. Ein traumhafter Campingplatz direkt am Meer mit phantastischem Blick auf die hohen Berge des kanadischen Festlandes in Abendstimmung bot sich uns dort. Mehr und mehr versöhnten wir uns mit Kanada. Von Norden kommend war Vancouver Island recht dünn besiedelt, so war der Verkehr auf der einzigen Straße auch noch in Ordnung. Tolle Plätze zum Übernachten an Bergseen oder Flüssen kam unseren Drang nach Wasser, Baden und Planschen gerade recht.
Paar Tage später riefen wir Mario an, den wir irgendwo auf dem Klondike Highway vor paar Wochen auf einem Rastplatz kurz getroffen hatten, und er uns direkt zu sich – auf Vancouver Island – eingeladen hatte. Wir trafen ihn auf seinem Road Trip zum Polarmeer, er wollte nochmal zu seinem 80. (!) Geburtstag auf seinem alten BMW-Motorrad und Zelt die paar 1000 km lange abenteuerliche Fahrt, wie vor vielen Jahren schon mal, nochmals erleben. Wir waren beeindruckt als wir ihn getroffen hatten, und freuten uns auf ein Wiedersehen bei ihm zu Hause in Port Alberni an der Westküste von Vancouver Island. Mario wanderte mit 17 Jahren von Deutschland aus, wobei er uns aus seinen vielen Geschichten eher als Weltenbürger vorkam. Als Lehrer am Polarmeer oder in Afrika, später als Grundwasser-Ingenieur und große Reisen – nach Langeweile klang das alles nicht. Selten kam uns so ein 80 jähriger Mann unter, der noch so umtriebig, lebensfroh, voller Energie und vor allem offen für Neues ist. So campten wir zwei Nächte bei ihm im Garten, wobei Mario am ersten Abend noch spontan zwei weitere spanische Tourenradlerinnen in der Stadt aufgabelte und ebenfalls einlud.
Mit einem Lächeln verabschiedeten wir uns von Mario um am gleichen Tag die nächste, eigentlich ebenso, unbekannte und spontane Bekanntschaft zu machen. Von Stephans Großmutter war eine frühere Arbeitskollegin (60 Jahre her) und Freundin nach Kanada ausgewandert, der Kontakt war abgebrochen und nur eine Adresse bekannt. Da die Adresse zufällig genau auf unserer Route lag fuhren wir einfach dort hin und klingelten. Und tatsächlich: Es öffnete ein älteres Ehepaar und nach kurzer Vorstellung wer wir eigentlich sind, war die Freude über die Überraschung sehr groß. Schon wieder eine spontane und sehr herzliche Gastfreundschaft, und sogar diesmal Übernachtung in einem Doppelbett – dazu nur eines: Wir haben unsere Isomatten in dieser Nacht sicher nicht vermisst und herrlich geschlafen! In nur zwei Tagen zwei verschiedene Lebensgeschichten aus und um Kanada und deren heutigen Bürger, die praktisch alle vor nicht allzu langer Zeit hier Fremde/Einwanderer waren. Genau das bestätigte sich regelmäßig bei auch nur flüchtigen Kontakten mit Kanadiern; jeder war hier mal fremd und ist Fremden aus Prinzip deutlich Offener eingestellt, im Vergleich zu Deutschland – in der heutigen Zeit leider mehr denn je.
Die letzten paar Dutzend Kilometer ging es nach Victoria, der größten Stadt und Startpunkt unserer vorerst letzten Fähre – diesmal mit Ziel: USA, nun aber die lower 48th und nicht mehr Alaska. Wir hatten etwas Bammel vor der größeren Stadt, auch weil der Hafen mitten in Downtown liegt. Aber auch hier lernt man dazu und teert nicht mehr benutzte Eisenbahnstrecken. So fuhren wir vom Umland bis in die Innenstadt auf einem Fahrradweg, was ein richtiger Genuss war. Ein passender Abschluss für Kanada: Etwas mühselig begonnen und nach hinten immer besser geworden!
Hallo ihr Zwei,
wir verfolgen nach unserem netten Treff in Australien nun verstärkt eure homepage. Klasse wie ihr voran kommt und was ihr seit damals alles erlebt habt. Tolle Fotos, klasse Berichte!! Wir sind gespannt wie es weitergeht nach dem Schlenker der letzten Tage in den Osten.
Liebes Grüßle aus dem Schwabenland
Agnès und Martin
http://www.woistdasflickzeug.de
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