Liegebummler – Weltreise mit dem Liegerad

USA – Aloha Hawaii

Aloha Hawaii hieß es für uns zwei Wochen lang, ganz ohne Fahrrad – die blieben schön im Fahrradkarton. Nach oft entbehrungsreichen Tagen im Australischen Outback war die Zeit auf Hawaii als „Urlaub vom Urlaub“ gedacht – und das war sehr gut so! Davor galt es aber die Einreise in die USA und den ersehnten sechs Monate Stempel in unsere Reisepässe zu bekommen. Was hatten wir zu Hause für einen Aufwand wegen dem USA-Visum, dem ewig langen DS-160-Formular und einem persönlichen Interview-Termin im US-Konsulat. Nun war also die Showtime auf Hawaii bzw. auf der Insel Oahu in Honolulu, weil offiziell der Grenzbeamte die Aufenthaltsdauer endgültig bestimmt – egal was man davor alles eingereicht und genehmigt bekommen hat. Eine bestimmte aber freundliche Frau empfing uns und fragte was wir in den USA vorhaben. Nachdem wir unsere Reiseroute mit dem Fahrrad von Alaska bis Kalifornien erklärten und klar wurde, wir brauchen dafür einige Monate, meinte sie fast traurig „Sorry, aber ich kann euch nur 90 Tage geben“. Aber … wir haben doch ein Visa! Das hatte sie gar nicht gesehen, und in ihrem Computer war das offenbar doch nicht alles gleich so offensichtlich – die NSA hat wohl doch noch viel Potential. Dann war alles kein Problem mehr, der Stempel mit dem 6. Dezember 2015 Formsache, jipiee.
Wir hatten unseren Hawaii-Aufenthalt überhaupt nicht geplant, wir ließen es darauf ankommen wo es uns hin verschlug – dieses extrem spontane Reiseart birgt zwar Risiken, aber das Glück ist eigentlich immer auf unserer Seite gewesen. Am Abflugtag meldete sich aber ein Warmshowers-Kontakt, was sich als absoluter Glücksfall rausstellen sollte. Warmshowers ist Couchsurfen von und für Tourenradler, also ein unkommerzielles Netzwerk von Gleichgesinnten die keine Berührungsängste haben, und ihr zu Hause teilen wollen. Wir hatten dies bisher noch nicht ausprobiert, allerdings oft Positives davon gehört – und nachdem wir uns die Preise für Unterkünfte auf Hawaii angeschaut hatten, blieb uns fast keine Wahl. Unter 100 Dollar die Nacht war fast nichts zu bekommen, was unseren Finanzplan mehr als gesprengt hätte. Unser erster Warmshowers-Kontakt hieß Jack und holte uns freundlicherweise mit seinem Truck vom Flughafen ab. Es ging einmal über die Insel und uns vielen fast die Augen raus: Grün, überall grün, in allen Varianten – was eine herrliche Farbe die wir in Australien am Ende so vermisst haben. Jack und seine Frau Patty leben in einem traumhaften Haus (in Deutschland würde man dazu Villa sagen) mit Meerblick und haben ein kleines Apartment im Erdgeschoss – wo wir paar Tage bleiben konnten. Jack hatte nach kurzer Hausführung zu tun und gab es uns seine Autoschlüssel, wenn wir einkaufen wollen oder so – what? Wir kannten uns seit 30 Minuten und nun hatten wir schon seine Autoschlüssel in der Hand! Freundlicher und entspannter hätte unser erster Besuch in den USA nicht beginnen können. Die ersten Tage lagen wir fast nur am Strand, schliefen immer 12+ Stunden, gingen etwas durch die Nahe Stadt Kailua bummeln und definierten „Nichtstun“ neu – zumindest aus unserer Sicht.
Nach paar Tagen nahmen uns die sehr sportlichen Jack und Patty zu unserem ersten Hash mit. Sport machen, Landschaft sehen und Bier trinken – die Rahmenparameter klangen mal nicht verkehrt. Hashing ist ein Gemeinschafts-Event in Form eines Art Schnitzelrennens, nur eben für Erwachsene (https://de.wikipedia.org/wiki/Hash_House_Harriers) – sehr lustig auf jeden Fall, nicht zuletzt wegen des Biertrinken und derbe Lieder singen wegen. Und wir bekamen tatsächlich Muskelkater am nächsten Tag, von paar Kilometern joggen … stramme Fahrradbeine hin- oder her.
Traumhafte Strände mit 28 Grad warmen Wasser waren absolut großartig, erst recht nach den vielen Wochen, wo wir nach jedem Tropfen Wasser schauen mussten. Wir sind dann doch eher Wasserraten als Wüstenmäuse. Nach einigen Tagen fuhr unser Körper aber offenbar so weit runter, dass wir zum kränkeln anfingen – nach einem Tag Fieber war das aber auch Geschichte. Wir sind sowieso happy darüber, dass wir Null physische Probleme in den letzten sechs Monaten hatten. Da fielen so zwei Kränkeltage in Hawaii nicht ins Gewicht. Ernährungstechnisch luden wir unsere Vitamin-Reserven in Hawaii mehr als wieder auf. Wir besuchten fast täglich Farmer-Märkte, wo lokale Bauern frische Ananas, Papaya, Mangos etc anboten – geschmacklich alles der Knaller! Dazu waren die Farmermärkte oft billiger als die Supermärkte, was angenehm war, weil Hawaii ein sehr teures Pflaster ist.
Die Insel Oahu ist die bevölkerungsreichste von den Hawaii-Inseln und mit Touristen, vor allem japanischen, überflutet. Dank Tipps von Patty waren aber auch Strände zu finden, wo wir vergleichsweise unsere Ruhe hatten. Nach rund einer Woche mieteten wir uns ein Auto um einfacher die Insel erkunden zu können. Wir fuhren durch Waikiki (der Strand in Honolulu). Allein das Durchfahren hatte gereicht, eine uns fremde – von viel zu viel Geld und Dekadenz bestimmte – Welt. Etwas befremdlich wirkte auch der Besuch von Pearl Harbor, wo der reichlich ausgeprägte Stolz auf sich selbst, die Nation und das Militär nicht zu übersehen war. Hawaii ist auch heute noch eine große Militär-Basis, mit vielen Militärflughäfen, Kriegsschiffen, Hubschraubern und Kampfjets. Am Anstrengendsten für uns war aber der Verkehr (3-spurige Highways mit Stau!), die vielen Menschen und der Lärm; wir sind es einfach nicht mehr gewöhnt, was wir aber auch nicht müssen – zum Glück.
Auf der immergrünen Insel mit dem durchweg perfekten Urlaubswetter ging die Zeit schnell vorüber, wir wurden aber auch langsam wieder unruhig – das Weiterfahren lockte, was uns wieder einmal bestätigte, dass wir genau das Richtige tun. Dass es uns so super einfach auf Hawaii gemacht wurde war einfach Glück des Reisenden – sagten wir uns. So konnten wir die zweite Woche auf Hawaii in einem Zimmer bei einem Freund von Patty und Jack unterkommen, Hilfsbereitschaft, Offenheit und Freundlichkeit – so kann es weitergehen, in den USA, wo wir nach Hawaii nach Anchorage (Alaska) fliegen und dann Richtung Norden nach Fairbanks fahren werden. Bis fast an den Polarkreis … wir sind gespannt auf das Kontrastprogramm was uns erwartet!

2 thoughts on “USA – Aloha Hawaii

  1. Werner und Maria

    Hallo ihr 2,
    super, dass es euch auf Oahu so gut gefallen hat. Dass einfach alles so reibungslos gelaufen ist! Sind schon gespannt auf Alaska, was ihr da alles erleben werdet.
    Gute Fahrt wünschen euch
    Werner und Maria

  2. Heiko

    Endlich habe ich euren Blog gefunden. Bisher habe ich immer nur über das BayWa Intranet von euch beiden lesen können.

    Habt weiter spaß, letztes Jahr stand ich auch an dieser Stelle auf Hawaii Lanikai…hatten dort 3 Wochen Urlaub gemacht…

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *